Morgen Vormittag, am 7. Oktober 2025, erleben wir einen besonderen Vollmond, den ersten von drei Supermonden in diesem Jahr, in dem sich Erde und Mond besonders nahe sind, wodurch der Mond uns grösser und strahlender erscheint. Gleichzeitig wird im chinesischen Kulturkreis das Mondfest gefeiert. Nach dem Frühlingsfest ist es das zweitwichtigste Fest im Jahreskreis. Es wird am 15. Tag des 8. Mondmonats begangen und symbolisiert den Übergang zum Herbst. Traditionell wird das Runde zelebriert, indem man runde Laternen aufhängt, Mondkuchen verschenkt und isst, mit Familie und Freunde in einer Runde gemeinsam feiert und den Mond betrachtet. Auch Pomelos sind wegen Farbe und Form als Sinnbild des Mondes beliebt.
 
			In der über 2000 Jahre alten Geschichte erlebte das Mondfest unterschiedliche Ausrichtungen – zu Beginn war es ähnlich wie bei den Kelten der Erntedank, zum Teil nützte man auch das helle Mondlicht zum Einbringen der letzten Ernte. Es stellte für die Agrargesellschaft die Möglichkeit dar, sich nach den anstrengenden Sommermonaten wieder einmal zum Feiern zu versammeln und gleichzeitig den Göttern für die Ernte Dank zu sagen. In der kulturellen Blütezeit Chinas (Tang- und Ming-Dynastie) ging man an diesem Tag im Mondschein spazieren oder traf sich, um den Mond zu betrachten. Heute nutzt man es für eine Zusammenkunft der Familien; in diesem Jahr liegt es in der VR China wieder einmal in der „Golden Week“, so dass dies besonders gut möglich ist.
Natürlich ranken sich zahlreiche Mythen um die Entstehung dieses wichtigen Festes. Dies ist meine Lieblingsvariante:
Vor Urzeiten standen zehn Sonnen am Himmel, so dass das Leben auf der Erde unerträglich war. Der berühmte Bogenschützen Houyi schoss neun davon mit einem einzigen Pfeil ab und beauftragte die letzte Sonne, jeden Tag pünktlich am Himmel zu erscheinen. Zum Dank erhielt er von der Königinmutter des Westens ein besonderes Elixier, das unsterblich macht und einen Menschen in den Himmel fliegen lässt. Da er seine Frau Chang’e sehr liebte und sie nicht verlassen wollte, verwahrte er das Elixier in einer geheimen Truhe.
Ein Schüler von ihm trachtete danach es zu stehlen, als Houyi unterwegs war. Chang’e beschloss, das Elixier lieber selbst zu trinken, als es an den Verräter zu geben. Kaum hatte sie es getrunken, wurde sie so leicht, dass sie immer höher in den Himmel hinauf schwebte.
Bei seiner Rückkehr suchte Houyi sie verzweifelt, ging vor die Tür und erblickte im hellen Mond einen Hasen, der dort auf und ab sprang, sowie seine Frau die ihn verzweifelt anstarrte. Die Dorfbewohner, die Chang’e wegen ihres gütigen Wesens sehr schätzten, stellten Speisen in den Hof ihres Hauses.
Dies alles geschah am 15. Tag des 8. Monats.
 
			Energetisch lädt der Tag besonders ein zum Innehalten und zum Bilanz ziehen – also zum Betrachten der eigenen Ernte und – wie zum Glück immer wieder im Jahreszyklus – zum Loslassen von überflüssig gewordenem Ballast. Das nun vorherrschende Element Metall, hilft überschiessendes (Holz) zu kappen und dämmt die Energie des Feuers (Sommer). Der chinesische Name Zhong Jiujie (Mit-Herbst-Fest) zeigt die jahreszeitliche Ausrichtung, gleichzeitig ist es der Tag mit der grössten Yin-Energie. Manche sehen es auch als die Vollendung des (Jahres-)Kreises an. Ich verstehe diesen Tag eher als einen von zwei wichtigen „Haltepunkten“ im Jahr und nutze die Energien des Mondes, die besonders in der Nacht sehr klärend sein können, um Altes zu hinterfragen, Neues zu planen, finanzielle Klarheit zu bekommen und meine Angelegenheiten zu ordnen. Und natürlich auch, um mich mit Anderen in freundlicher und klarer Kommunikation zu verbinden (die weibliche, sanfte Energie des Mondes). Dann beginnt für mich die Zeit der Planung und auch der ersten Schritte, ehe mit dem chinesischen Neujahr ein neuer Samen gesetzt werden kann.
